Jahresbericht 2021

Die Taskforce stellt personelle und infrastrukturelle Ressourcen bereit

Das Impfzentrum im Spital Muri ist der vierte strategische Impfstandort, den der Kanton Aargau Anfang Februar 2021 in Betrieb nahm. Die Corona-Taskforce hat die Aufgabe, die kantonalen Bedürfnisse umzusetzen und die im Rahmen der per Leistungsvereinbarung definierten personellen und infrastrukturellen Leistungen bereitzustellen.

Geführt wird die Taskforce des Spitals Muri seit vergangenem Oktober von Karl-Heinz Graf. In jungen Jahren arbeitete er als Bankfachmann bei der Nationalbank, anschliessend war er als Berufsoffizier und Kommandant auf verschiedenen Stufen im In- und Ausland tätig.

Interview mit
Karl-Heinz Graf

Lust auf Führungsverantwortung

Karl-Heinz Graf hatte im März 2021 im Spital Muri ein Teilzeitengagement übernommen, um das Projekt Elektronisches Patientendossier EPD zu betreuen und sich dem Thema Risikomanagement anzunehmen. Ende August 2021 verliess er diese Funktion wieder, da ihm die Thematik zu theoretisch und administrationslastig war. Dem ehemaligen Berufsoffizier fehlte der Führungsalltag. Als dann kurze Zeit später der Posten des Leiters Taskforce frei wurde, bot ihm das Spital diese Stelle an. Weil hier nun Führungskompetenz gefragt war, griff er zu.

Seine Erwartungen haben sich erfüllt. Das strategisch-operative Vorausdenken, daraus die richtigen Entscheide abzuleiten und die Anordnungen umzusetzen, in diesen Aufgaben blüht Karl-Heinz Graf auf: «Ich lerne noch immer jeden Tag etwas dazu, das ist auch mein Motto.»

Die Taskforce des Spitals Muri setzt sich aus je einem Vertreter aus den Bereichen Medizin, Notfall, Hygiene, Praxisassistenz, Kommunikation und einem Mitglied der Spitalleitung zusammen. Grundsätzlich findet wöchentlich ein Meeting statt, im Bedarfsfall wird die Anzahl der Sitzungen entsprechend erhöht.

Für den operativen Betrieb im Impfzentrum stehen 19 freiwillige Helferinnen und Helfer im Einsatz, die dem Aufruf des Kantons zur Unterstützung der Impfkampagne gefolgt sind. Darunter befinden sich am Spital Muri tätige Personen, die ihr Pensum erhöht haben, wie auch zusätzliche Personen, die das Spital Muri temporär zur Unterstützung angestellt hat.

Für Karl-Heinz Graf sind es denn auch diese Mitarbeitenden, ohne die ein reibungsloser Betrieb nicht garantiert werden kann: «Das Personal ist unser Kapital.» Das Engagement und die Verpflichtung zur Leistung habe nicht nur in der Armee seine Bedeutung, sondern gerade auch in einer zivilen Organisationsform wie einer Taskforce und den zu führenden Abteilungen.

Ein breiter Aufgabenkatalog

Die Taskforce des Spitals Muri sieht sich mit einem breiten Aufgabenkatalog konfrontiert. Sie setzt mittels interner Weisungen die kantonalen Vorgaben um. Weiter ist sie dafür verantwortlich, dass sowohl in der Test- und Abklärungsstation wie im Impfzentrum die personellen und infrastrukturellen Leistungen bereitgestellt werden, wie sie im Rahmen der Leistungsvereinbarung mit dem Kanton definiert wurden. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, dass sich im Spital Muri eines von vier strategischen aargauischen Impfzentren befindet. Dieses steht für den Raum Aargau-Süd bereit.

Ebenfalls in den Verantwortungsbereich der Taskforce fällt die Aufgabe, Weisungen und Informationen zu erarbeiten, um bestimmte Abläufe – beispielsweise das Repetitive Pool-Testing – in konkreten Situationen zu strukturieren. Und schliesslich muss die Taskforce alle internen Schutzmassnahmen laufend überprüfen und allenfalls anpassen.

Mehrere Ansprechpartner

Die Taskforce ist aber keine Einzelkämpferin an der Corona-Front. Sie arbeitet auf verschiedenen Stufen mit Ansprechpartnern zusammen. Extern ist dies primär das kantonale Departement Gesundheit und Soziales (DGS), auf Bundesebene sind es das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und auch die zuständige Koordinationsstelle des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS).

Im Raum Freiamt spricht sich die Taskforce bei Notwendigkeit mit Heimen ab, vor allem dann, wenn diese Institutionen auf fachliche Unterstützung in Fragen der Pandemie oder der Vakzination angewiesen sind. Lokale personelle Unterstützung erhält die Taskforce auf Antrag hin bei Bedarf von der Zivilschutzorganisation (ZSO) Freiamt.

Innerhalb des Spitals Muri gehören alle Abteilungen, alle Sekretariate bis hin zu jeder und jedem Mitarbeitenden zu den Zielgruppen. Der Weg zu ihnen geschieht über mehrere Kommunikationskanäle: Direkte Mails, Aufschalten der News auf dem Intranet, Plakatierung, Briefings am Montagmorgenrapport beim CEO. Auf Einladung nimmt Karl-Heinz Graf als Chef der Taskforce auch an Spitalleitungssitzungen teil.

Unterschiedlichste Herausforderungen

Ebenso vielfältig wie der Aufgabenkatalog sind die Herausforderungen, denen sich die Taskforce stellen muss: An erster Stelle ist das Unplanbare zu berücksichtigen. Im Vordergrund stehen auf allen Ebenen der Kampf und der Einsatz, um das Virus in den Griff zu bekommen und nachhaltig zu bewältigen.

Bewirtschaftet werden muss die Unmenge an Informationen, welche die Taskforce via Medien erreichen. Diese beeinflussen möglicherweise Entscheide der vorgesetzten Stufe oder nehmen diese gar vorweg. Als Beispiel kann die Hektik um die Vier-Monate-Regel genannt werden: Die Boosterimpfung war ursprünglich sechs Monate nach der zweiten Impfung geplant, als dann mehrere Kantone die Auffrischungsimpfung bereits nach vier Monaten forderten, war der Kanton Aargau gezwungen, nachzuziehen.

Weiter ist der Schutz des Personals und der Patientinnen und der Patienten eine fortlaufende Aufgabe. Gewährleistet werden muss dies über eine zeitgerechte Anpassung der Regeln und des internen Informationsflusses. Die Erkenntnis, dass Eventualplanungen schnell Makulatur werden, fordert die Beteiligten speziell heraus.

Nach einer Startphase zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 ohne erprobte Grundlagen – im medizinischen wie im organisatorischen Bereich – kann die Taskforce des Spitals Muri heute von den eingespielten Prozessen und ebenso von den Erfahrungen der Ansprechpartner profitieren. Der eingeschlagene Weg verspricht auch für zukünftige Ereignisse der richtige zu sein. «Auf die Analyse der Probleme müssen rasche Entscheide folgen und diese müssen umgesetzt werden, verbunden mit einer professionellen Kommunikationsarbeit», betont Karl-Heinz Graf. So könnten Vertrauen und auch Verständnis für die Notwendigkeit von Massnahmen gefördert werden.

Viel Lob, aber auch Kritik

Mit dem Publikum hat Karl-Heinz Graf in den vergangenen Monaten ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht: «Mir gefällt es, wenn wir lobende Worte zu unserem Betrieb erhalten.» Und solches Lob gab und gibt es regelmässig. Vor allem schätzen die Impfwilligen die klare Ablauforganisation im Impfzentrum, die meist kurzen Wartezeiten und auch das Verständnis der impfenden Pflegefachleute.

Andererseits muss sich Karl-Heinz Graf aber auch mit Leuten befassen, die sich ärgern – weil sie keinen Parkplatz finden, weil sie warten müssen oder aus anderen, teils marginalen Gründen. «Die Bereitschaft solidarisch zu sein, ist im Laufe der Booster-Phase geschwunden, gerade vor dem Hintergrund der unsicheren Perspektiven, ob ein Zertifikat nun vier oder sechs Monate gelten soll», hat der Leiter der Taskforce festgestellt. Es habe ihn sehr beschäftigt, dass oft seine Mitarbeitenden als «Klagemauer» herhalten mussten. Nur wenn er direkt Kenntnis von möglichen Ärgernissen erhalte, könnten allfällig notwendige Korrekturen vorgenommen werden. «Wir wollen für alle Betroffenen nur das Beste, wir wollen jeden und jede in seiner, in ihrer individuellen Situation abholen.»

Gut vorbereitet in die Zukunft

Mit der Aufhebung der besonderen Lage durch den Bundesrat per 1. April 2022 wurde in der Folge auch die Taskforce des Spitals Muri per Ende März aufgelöst. Dies nachdem wichtige Fragen in Absprache mit der Spitalleitung und des Kantons geklärt wurden. Dazu gehören zum Beispiel wie das Testcenter in den «normalen» operativen Betrieb des Spitals eingegliedert werden kann, unter welchen Rahmenbedingungen das Impfzentrum am Standort Muri weitergeführt wird und wie die Schutzmassnahmen für die Patientinnen und Patienten, Mitarbeitende und Besuchende im Spital Muri weiterhin sichergestellt werden.