Jahresbericht 2018

Von imposanten Maschinen und eindrücklichen Zahlen

Ohne die Mitarbeiter der Abteilung Technik läuft im Spital Muri kaum etwas. Wir wollten wissen, was es in den Untergeschossen des Spitals Muri zu entdecken gibt und blickten daher einen Tag lang hinter die Kulissen. Dabei begegneten wir motivierten Menschen, imposanten Maschinen und brachten eindrückliche Zahlen in Erfahrung.

Jeweils morgens um 7.00 Uhr versammeln sich die Mitarbeiter des Technischen Dienstes – zurzeit arbeitet keine Frau im Team – zum täglichen Briefing in der Werkstatt im zweiten Untergeschoss. Die Abteilung setzt sich zusammen aus den drei Bereichen Elektrotechnik, Haustechnik und Medizintechnik. Unter der Leitung von Martin Nietlisbach bespricht das Team, dem auch Zivildienstleistende sowie ein Lernender Fachmann Betriebsunterhalt angehören, den zu Ende gehenden Pikettdienst und den bevorstehenden Tag. Alle Anwesenden berichten kurz über aktuelle und anstehende Aufgaben. Nach knapp zehn Minuten Austausch schwärmen die Techniker an ihre Arbeitsplätze aus, welche auf dem ganzen Spitalareal verteilt sind.

Das Spital Muri verfügt über modernste Haustechnik-Anlagen.
Notstrom-Dieselgeneratoren

Besuch bei der Stromversorgung

Rolf Stöckli, gelernter Elektriker, macht sich auf den Weg zur Energiezentrale. Sie sei etwas ganz Besonderes, erklärt er. Als die Energiezentrale im Jahr 2014 in Betrieb genommen wurde, war das Spital Muri eines von nur 20 Spitälern in ganz Europa, das über eine dynamische Stromversorgungsanlage (DSV) verfügte. In Betrieben wie Spitälern oder Rettungsleitstellen muss die Stromversorgung permanent und ohne Unterbruch sichergestellt sein. Fällt der Strom aus, kommt die dynamische Stromversorgungsanlage mit Schwungrädern zum Einsatz. Sie überbrückt die Zeit, bis die Notstrom-Dieselgeneratoren starten und die Stromversorgung übernehmen. Um die Dieselgeneratoren mit Diesel zu versorgen, verfügt das Spital Muri über eine direkte Leitung an die Tankstelle. Verwendet wird jedoch nicht Diesel-, sondern Heizöl aus den eigenen Heizöltanks. Bei voller Leistung benötigt ein Generator ca. 225 Liter Treibstoff pro Stunde. Die Generatoren verfügen über je zwei Startvorrichtungen. Sollte trotzdem einmal nur einer der beiden Dieselgeneratoren starten, so würde die Stromzufuhr zuerst die wichtigsten Bereiche wie Operationssäle, Intensivpflegestation, medizinische Geräte, Telefonanlage und IT-Infrastruktur versorgen. Mittels des «Power-off-Tests» wird die Anlage jährlich mehrmals auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft.

Als wichtiger Teil der Stromversorgung erwähnt Rolf Stöckli die Trafos (Transformatoren). Diese wandeln die hohe Netzspannung in eine tiefere um, sodass der Strom auf die Abteilungen und Verbraucher verteilt werden kann. Wenn um die Mittagszeit in der Spitalküche gekocht wird oder wenn CT und MRI in Betrieb sind, steigt der Strombedarf jeweils merklich an. Um hohe Stromspitzen, die viel Geld kosten, zu vermeiden, wird ein Energieleitsystem eingesetzt.

Dynamische Strom-
versorgungsanlage mit Schwungrädern.

Sauber verkabelter «Kabelsalat»

Rolf Stöckli ist als Elektriker unter anderem für die Telefon- und Alarmierungsanlagen zuständig. Die Telefonanlage sei das Herz des Spitals Muri, so Stöckli. Um die Telefonie im Haus gewährleisten zu können, sind in den Gebäuden 118 Antennen montiert. Telefoniert wird im Spital Muri mit ca. 370 Funktelefonen sowie mit 450 festinstallierten Apparaten. Räume, in denen die Telefonanlage und Server installiert sind, verfügen über eine besondere Löschanlage. Im Falle eines Brandes würde der Raum mit einem speziellen Gas geflutet, um den Brand zu löschen.

Jeder Tag verläuft anders

Auf die Frage, welches denn die Schattenseiten seines Berufs seien, erwähnt Rolf den Pikettdienst, den alle Technik-Mitarbeiter regelmässig leisten. Aber auch dem gewinnt er etwas Positives ab: Er erhalte so auch Einblick in die Bereiche Medizintechnik und Haustechnik. An seiner Arbeit schätzt Rolf Stöckli vor allem die Abwechslung. Auf die Frage, wie denn die Mitarbeitenden des Spitals Muri den Technikern die Arbeit erleichtern können, meint er: «Die Mitarbeitenden sollten zuerst selber prüfen, wo das Problem liegen könnte und uns genaue Angaben zum Problem machen. Wichtig ist auch, die Dringlichkeit zu prüfen, denn weniger dringliche Anliegen müssen per Online-Ticket und nicht per Telefon gemeldet werden. So können dringende Probleme schneller behoben werden.»

Das Team Elektrotechnik unter der Leitung von Walter Meyer besteht aus sechs Fachpersonen und ist verantwortlich für alle elektrischen Anlagen und Geräte, damit das Spital zu jeder Zeit mit genügend Strom versorgt wird.

Überwachung in Echtzeit

Die nächste Station unseres Besuchs ist die Medizintechnik. Die Leitung der Medizintechnik liegt bei Urs Kammer. Zusammen mit seinen zwei Mitarbeitern ist er für einen reibungslosen Betrieb der Medizintechnikanlagen und -geräte verantwortlich. Aktuell befasst er sich mit einer neuen Temperaturüberwachung. Bisher waren die Medikamentenkühlschränke nicht in Echtzeit überwacht. Mittels sogenannten «Loggern», welche via WLAN alle zehn Minuten die Temperatur registrieren, ist es künftig möglich, Echtzeitalarme auszulösen. Übersteigt in einem Kühlschrank die Temperatur den Grenzwert, wird ein Alarm ausgelöst. Dementsprechend kann sofort reagiert und ein möglicher Schaden vermieden werden.

Um eine hohe Verfügbarkeit zu gewährleisten und Kosten zu sparen, werden möglichst viele Geräte selber gewartet. Für die Wartung komplexer Anlagen wie Röntgen- und Anästhesiegeräte wird das Team von externen Firmen und Fachleuten unterstützt. In der Medizintechnik hat die Sicherheit höchste Priorität.

Eine andere wichtige Aufgabe der Medizintechnik sind die Entwicklung und der Betrieb des Inventursystems sowie das Management der Wartungsverträge. Das Geräte-Management wird mit dem Inventursystem «Campos» ausgeführt. Es ermöglicht, sämtliche 4800 inventarisierten medizin- und haustechnischen Geräte zu überblicken und zu bewirtschaften. Dazu gehören Röntgen- und Überwachungsmonitore, Patientenbetten, Infusionspumpen, Blutdruck- und Fiebermessgeräte, Rollstühle und Kaffeemaschinen. Im System sind von jedem Gerät der exakte Standort, das nächste Wartungsdatum, der Lieferant und viele weitere technische Spezifikationen hinterlegt. Auf der Vignette (Prüfplakette), die jedes Gerät trägt, ist ersichtlich, wann das Gerät das nächste Mal geprüft werden muss. Urs Kammer erklärt: «Grundsätzlich ist der Benutzer verantwortlich, dass eingesetzte Geräte in einem einwandfreien und funktionstüchtigen Zustand sind.»

Grosse Veränderungen

Im Bereich der Medizintechnik hat sich in den letzten Jahren vieles verändert: Die Medizintechnik wird stets IT-lastiger, da heute ein Grossteil der Geräte via IT-Schnittstelle angebunden werden. Dies verlangt eine gut koordinierte Zusammenarbeit zwischen der Informatik und der Medizintechnik: Die neue Gerätebewirtschaftungssoftware «Campos» konnte in Betrieb genommen und im Zuge dessen die Prüfarbeiten systematisiert werden. Die Beschaffungsprozesse sind komplexer und anspruchsvoller geworden. Wartungsarbeiten müssen durchwegs protokolliert werden. Gerätschaften müssen im System erfasst, inventarisiert und dokumentiert werden und die dazugehörigen Bedienungsanleitungen müssen korrekt abgelegt sein, sodass sich bei einem Piketteinsatz die anderen Mitarbeiter sofort zurechtfinden. Der administrative Aufwand hat also trotz IT-Hilfsmittel massiv zugenommen.

Wartung der Lüftungsanlage.

Wasser, Wärme und frische Luft an 365 Tagen pro Jahr

Das Team der Haustechnik, das von Marco Humbel geleitet wird, besteht aus fünf Fachleuten, einem Lernenden und bis zu drei Zivildienstleistenden. Es sind Mitarbeiter mit verschiedenen beruflichen Hintergründen. So sind Sanitärinstallateure, Heizungsmonteure, Schreiner, Mechaniker und ein Maurer am Werk. In ihren Zuständigkeitsbereich gehören die Wartung und der Unterhalt von Gebäuden, Sanitär-, Heizung-, Klima- und Lüftungsanlagen, Küche, Wäscherei, Parkhaus sowie die Arealpflege. Für die Gebäudeleittechnik, die Medizinalgas-Versorgungsanlagen, die Rohrpost und die Entsorgung ist das Haustechnikteam ebenfalls zuständig. Nicht zu vergessen sind verschiedene Kurierdienste.

Das Spital Muri wird via zwei Zuleitungen mit Wasser versorgt, um sicherzustellen, dass jederzeit genügend Wasser zur Verfügung steht. Mehrere Wasseraufbereitungs- und Filteranlagen sorgen dafür, dass das Wasser für die vorgesehene Verwendung entsprechend aufbereitet wird. Der Unterhalt der Lüftungsanlagen ist ein weiteres Aufgabengebiet des Haustechnik-Teams. Die Lüftung lässt sich direkt vom Computer (Hausleitsystem) aus steuern. Zum Beispiel wird der OP-Saal 6 pro Stunde im OP-Betrieb mit 1000 m3 gereinigter Frischluft über die Lüftungsanlage versorgt. Die imposante Dampfanlage versorgt die Maschinen in der Wäscherei mit Dampf zum Waschen und Trocknen. Für das gezielte Heizen und Kühlen der Gebäude steht im Spital Muri eine grosse Wärmepumpe im Einsatz, die von 37 Erdwärmesonden versorgt wird.

In den unterirdischen Gängen des Spitals rattert es: Die Rohrpost befördert gerade eine Rohrpost-Büchse (sogenannte «Bombe») von einer Station zur nächsten. Die Statistik verrät einige eindrückliche Zahlen. Am Dienstag, 13. März 2018 schickten die Mitarbeitenden im ganzen Spital rund 180 Rohrpost-Büchsen durch die Rohre. Einsamer Spitzenreiter ist der Notfall. Die Mitarbeitenden des Notfalls verschicken mit Abstand am meisten Aufträge über die Rohrpostanlage.

Technik bildet Nachwuchs aus

Im technischen Dienst erhalten junge Menschen die Chance, die Lehre zur Fachfrau/zum Fachmann Betriebsunterhalt EFZ zu absolvieren. Corsin Blaser schloss im vergangenen Sommer seine dreijährige Lehre mit Bravour ab. Er arbeitete anschliessend als ausgelernter Fachmann bis zu seiner Rekrutenschule im Betrieb weiter. Während seiner Lehrzeit arbeitete er in den verschiedenen Bereichen der Technik mit und eignete sich so ein breites Fachwissen an. Besonders gerne führte er Arbeiten mit dem Traktor, den er auf den Namen «Johann» taufte, aus. In der Regel befindet sich je ein Lernender/eine Lernende im ersten und im dritten Jahr. Damit sind eine optimale Einarbeitung in die neuen Aufgaben und eine umfassende Betreuung möglich. Fachmänner und Fachfrauen Betriebsunterhalt überwachen die Haustechnik, führen Reparaturen aus, warten Maschinen und Geräte, pflegen Grünanlagen und entsorgen Abfälle fachgerecht.

Stabsübergabe nach 23 Jahren

Martin Nietlisbach leitete die Abteilung Technik während 23 Jahren mit viel Einsatz und Freude. «Es gab keinen Tag, an dem ich nicht gerne arbeiten ging», meint Martin Nietlisbach. Für ihn gibt es keinen spannenderen und vielseitigeren Beruf. Während den 23 Jahren Tätigkeit in Muri hat sich das Spital baulich und technisch enorm entwickelt. Als Martin Nietlisbach 1997 seine Stelle antrat, arbeiteten rund 400 Mitarbeitende im Spital, heute sind es über 800. Im Oktober 2018 hat sein Nachfolger, Wolfgang Bart, seine Tätigkeit als Leiter Technik im Spital Muri aufgenommen. Um das grosse Wissen von Martin Nietlisbach zu erhalten, erfolgte eine sukzessive Einarbeitung und Übergabe der Aufgaben. Per 1. Februar 2019 erfolgte die Stabsübergabe. Martin Nietlisbach freut sich auf seine Pensionierung und darauf, mehr Zeit mit seiner Familie und seinen Hobbys, unter anderem dem Motorradfahren, verbringen zu können.

Martin Nietlisbach wird von seinem Vorgesetzten Emanuel Egger, Leiter Betrieb und Infrastruktur, verabschiedet.