Jahresbericht 2018

Patientin testet Low FODMAP-Kost des Spitals Muri

Die Ernährung nach Low FODMAP könnte bei Verdauungsbeschwerden für Linderung sorgen. Das Spital Muri bietet seinen Patienten diese Kostform als eines der ersten Schweizer Spitäler an.

Schätzungsweise rund 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an einem Reizdarmsyndrom. Dieses äussert sich häufig mit Bauchschmerzen, Unwohlsein und Veränderungen der Stuhlgewohnheiten. Einen positiven Effekt auf die Beschwerde-Symptomatik kann die FODMAP-arme Ernährung haben. Dies zeigten verschiedene Untersuchungen, unter anderem eine Studie der australischen Monash Universität.

Was sind FODMAP?

Unter dem Begriff «FODMAP» werden bestimmte Kohlehydratverbindungen zusammengefasst, die vom Dünndarm mangelhaft verarbeitet werden und unverändert den Dickdarm erreichen. Das Wort FODMAP leitet sich aus dem Englischsprachigen ab und setzt sich zusammen aus den Begriffen «Fermentierbare Oligosaccaride, Disaccaride, Monosaccaride und (and) Polyole». Saccarid meint dabei den Zucker, der Grundbestandteil dieser Stoffe ist. Während des Gärprozesses (Fermentation) zersetzen die Bakterien der Dickdarmflora die Nahrung in ihre Einzelbestandteile, wobei Gase wie Methan, Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff entstehen. Folglich kann es zu Verdauungsbeschwerden wie Durchfall und Blähungen kommen.

Zubereitung von Patientenessen in der Spitalküche.

Spitalküche Muri bietet neu Low FODMAP in Verbindung mit leichter Vollkost an

Das Spital Muri bietet neu als eines der ersten Schweizer Spitäler Patienten Low FODMAP als Kostform an. Markus Weishaupt, Leitung Gastronomie, berichtet: «Wir haben sogar regionale Lieferanten gefunden, die speziell für unser Spital Low FODMAP-Produkte produzieren.» Die lokale Bäckerei hat beispielsweise ein Brot entwickelt.

Begleitung bei der Low FODMAP-Diät

Patienten, die sich für eine Low FODMAP-Ernährung entscheiden, können dies weitgehend bedenkenlos versuchen. Im Vorfeld sollten aber gewisse Fragen durchgedacht werden. Um Patienten zu unterstützen, hat das Spital Muri die entscheidenden Fragen in einem Schema zusammengefasst. Stimmen die Voraussetzungen, kann die Diät starten. In einem ersten Schritt befolgen die Patienten eine FODMAP-arme Diät, welche unbedingt durch eine Ernährungsberatung begleitet wird. Dabei verzichten sie während sechs bis acht Wochen auf alle FODMAP-reichen Lebensmittel. Anschliessend integrieren die Patienten einzelne FODMAP-Quellen mit steigender Dosis wieder in die Ernährung. Dabei werden die Symptome genau beobachtet und dokumentiert. Das Ziel ist es, die individuelle Toleranzgrenze für FODMAP-haltige Lebensmittel zu identifizieren. Dadurch kann ein Ernährungsplan, der auf die persönlichen Unverträglichkeiten ausgerichtet und ausgewogener als die strenge Low FODMAP-Diät ist, erarbeitet werden. Eine dauerhafte maximal FODMAP-arme Ernährung ist meist unnötig und wird nicht empfohlen. Unterstützung bietet die kostenpflichtige App der australischen Monash Universität, welche detaillierte Informationen über die Lebensmittel liefert.

Interview mit
Erika Fankhauser,
Testpatientin

Mit Erika Fankhauser hat eine Patientin mit Reizdarmsyndrom
nun erstmals die FODMAP-Menüs des Spitals Muri getestet.
Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen.

Frau Fankhauser, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie vor einem Jahr zum ersten Mal von Low FODMAP hörten?

Ich leide seit sieben Jahren am Reizdarmsyndrom und habe schon Verschiedenes ausprobiert, um die Beschwerden zu lindern. Als ich von Low FODMAP gehört habe, war ich sofort begeistert. Ich habe mir aus Neugier als erstes die App heruntergeladen und selbstständig begonnen, mich an den Empfehlungen zu orientieren.

Sie haben eine Woche lang mittags und abends FODMAP-Menüs aus dem Spital Muri gegessen. Konnten Sie einen positiven Effekt hinsichtlich Ihres Reizdarmsyndroms feststellen?

Während und unmittelbar nach dieser Testwoche fühlte ich mich viel wohler und fitter. Ich hatte deutlich weniger Blähungen und die typischen Symptome (Durchfall/Verstopfung) waren ebenfalls weniger ausgeprägt. Ich habe ein Tagebuch geführt und darin notiert, ob mir die Lebensmittel gut bekamen oder nicht.

Haben Sie optisch oder geschmacklich einen Unterschied zu «normalen» Menüs feststellen können?

Nein, die Menüs unterschieden sich weder optisch noch geschmacklich von einem normalen Menü. Die Menüs waren sehr ausgewogen und schmeckten hervorragend.

Brachte die Testwoche für Sie auch negative Aspekte mit sich?

Die Alltagstauglichkeit der Low FODMAP-Ernährungsweise erachte ich insbesondere für Berufstätige als kniffligen Punkt. Bei konsequenter Anwendung ist der Aufwand für die Zubereitung doch etwas grösser. Auch private Einladungen lassen sich schwer damit vereinbaren.

Könnten Sie sich vorstellen, eine durch Fachpersonen begleitete FODMAP-Aufbaukur durchzuführen, bei der schrittweise einzelne Zuckerarten wieder in den Ernährungsplan integriert werden?

Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Ich plane die Kontaktaufnahme mit einer Ernährungsberatung, um das Thema und die weiteren Schritte zu besprechen. Zudem werde ich weiter mit der App arbeiten und Lebensmittel meiden, von denen ich weiss, dass sie meine Symptome verstärken. Zudem werde ich das Low FODMAP-Brot des Spitals Muri testen.

Das Küchenteam kocht täglich für Patienten, Besucher und Mitarbeitende.