Jahresbericht 2020

«Ab Herbst 2020 wurde die Situation dann turbulenter»

Christian Bassler ist seit 1. Juli 2019 für den Katastrophenschutz (KATA) im Spital Muri tätig. Ausserdem nimmt der Sicherheitsbeauftragte seit dem Winter 2019/20 eine Schlüsselstelle ein, um im Spital Muri potentielle Gefahren von Virus-Übertragungen zu verunmöglichen.

Interview mit Christian Bassler,
Sicherheitsbeauftragter Spital Muri

Die Rolle des Katastrophenschutzes ist keine leichte, da es darum geht, aussergewöhnliche Herausforderungen unter Kontrolle zu bringen. Nicht nur Naturkatastrophen oder brachiale Terrorangriffe, sondern auch unsichtbare Gefahren könnten vor den Toren eines Spitals brodeln. So hätten nach dem Coronaausbruch im Winter 2019/20 Besucher oder Bekannte von Patientinnen und Patienten das neue Virus plötzlich einschleppen können.

Im Katastrophenfall lässt die Kumulation aussergewöhnlicher Herausforderungen keine Zeit übrig, was eine adäquate Planung von Organisationsabläufen anbetrifft. Daher unterstützte Christian Bassler, Leiter Katastrophenschutz und Sicherheit, den Krisenstab des Spitals Muri mit entsprechenden Handlungsanweisungen.

Am 3. März, also noch bevor der Bundesrat am 16. März die ausserordentliche Lage erklärte, gab es eine offene Informationsrunde in der Spital-Kapelle. Die Traktanden lauteten «Informationen zum neuen Coronavirus COVID-19 (SARS-CoV-2)». Herr Bassler, erinnern Sie sich noch an diesen Tag, welche Fragen machten die Runde?

Per se waren alle ziemlich gefasst, schliesslich arbeiten hier alles Fachpersonen. Wir bewegen uns tagtäglich in Situationen, wobei Viren wie etwa das NORO-Virus auftreten können. Corona war bereits 2020 kein Fremdwort für uns. An der Info-Runde, bei der sich gegen 200 Personen eingefunden haben, diskutierten wir zuerst allgemeine Punkte, ob und wie man positiv getestete Patientinnen und Patienten einquartieren soll?

Am 3. März informierten wir speziell über die allgemeinen Schutzmassnahmen gegen COVID-19. Dabei ging es um «Social Distancing» oder die Maskenpflicht für die Spitalangestellten.

Welche konkreten Aufgaben hatten Sie im Krisenstab?

Wir verfügten glücklicherweise schon über ein Pandemielager. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass das damalige Material nur ein Tropfen auf den heissen Stein ausmachte. Es reichte für gerade mal ein halbes Jahr bis in den Spätsommer. So mussten wir im Jahr 2020 das Pandemielager erweitern. Darüber hinaus hatten wir konkrete Faktoren wie kontaminierte Spitalabfälle zu steuern.

Erste Priorität war es, unsere Mitarbeitenden vor Besuchenden mit Infizierung mit neuen Schutzmaterialien zu schützen. Wir verstärkten nochmals Hygieneschulungen und Infokampagnen. Die Anzahl Besuchender wurde eingeschränkt. In einem weiteren Schritt ging es darum, wie wir ein Coronavirus-Abklärung mit geschützten Bereichen für den Nasenabstrich einrichten können.

Wie fest hat die Pandemie das Regionalspital, respektive das Freiamt getroffen?

Wir erhielten seitens des Kantons den Auftrag, eine Aufnahmestation im GOPS (Abkürzung für Geschützte Operationsstellen) zu organisieren und zu unterhalten. Wir diskutierten ein Szenario, nach dem eine zivile Reisegesellschaft – wovon einzelne Reisende an COVID-19 erkrankt sind – mit einem Transportmittel wie einem Car wegen Grenzschliessungen im Kanton Aargau strandet. Die gesunden Passagiere sollten bei uns ab März 2020 in Quarantäne gehen, die an COVID-19 Erkrankten sollten vorerst in die Kantonspitäler Aarau und Baden transportiert werden.

Dies blieb bis jetzt nur ein Szenario. Wir haben uns allerdings mit dem Kantonalen Führungsstab über eine mögliche Pandemie ausgetauscht. Wir wussten einfach noch nicht, ob das Virus zu uns vordringt. Als es dann in Norditalien kursierte, war für uns klar, dass es nur noch eine Frage von Wochen ist, bis wir mit neuen Massnahmen konfrontiert werden. Ab Herbst 2020 wurde die Situation dann turbulenter.

Inwiefern änderte sich die Situation für das Akutspital während der zweiten Welle?

Wir hatten eindeutig mehr COVID-19-Patientinnen und -Patienten und vereinzelt auch ein paar erkrankte Mitarbeitende. Inzwischen stehen wir zum Beispiel im regen Austausch mit nahegelegenen Alters- und Pflegheimen, um kantonsweite Extremsituationen zu vermeiden. Ich darf feststellen, dass das Spital Muri 2020 mehr oder weniger von extremen Ereignissen verschont blieb.

Woran arbeiten Sie, wenn die unmittelbare Gefahr durch Corona nicht gegeben ist?

Infolge der gegenwärtigen Pandemie rücken weitere Herausforderungen, was die Spitalsicherheit (zum Beispiel Arbeitsschutz) anbetrifft, etwas in den Hintergrund. Hier und auch bei anderen Risiken und Gefahren möchte ich als Sicherheitsbeauftragter unbedingt ansetzen. Im Moment läuft alles im Schatten von Corona.

Wenn Corona nicht mehr im Fokus steht, könnte sich die Lage insofern verändern, dass wir wieder andere Sicherheitsmassnahmen definieren müssen. Infolge von «Corona» ist das Gebäude besser gesichert, es hat weniger offene Eingänge. Wir haben einen neuen Logendienst und auch im Impfzentrum einen Sicherheitsdienst im Haus.

Was lernten Sie im Jahr 2020 dazu, was den Katastrophenschutz betrifft?

Ich bin seit Juli 2019 für die Leitung Katastrophenschutz und Sicherheit im Spital Muri verantwortlich. Dann wurde ich adhoc in die Neustrukturierung des Krisenstabs eingebunden. Glücklicherweise konnten wir bereits mehr «Learnings» aus der Sicherheitsverbundsübung (SVU) vom November 2019 verbuchen. Allerdings war hier die Ausgangslage ein «Blackout», also keine «Pandemie». Trotzdem stelle ich fest, dass unser Krisenstab des Spitals schon länger auf eine solche Situation «eingefuchst» ist.

Danksagung an den Zivilschutz Freiamt

Der Zivilschutz Freiamt unter dem Kommando von Hauptmann Michael Stocker war vom 14. März bis 9. Juni 2020 mit 105 Angehörigen des Zivilschutzes im Einsatz. Während dieser Zeit leisteten sie gesamthaft 1217 Diensttage. Durch die kontinuierliche Eingangskontrolle und anfänglich auch die Temperaturmessung konnten sich die Mitarbeitenden des Spitals Muri auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.

Hierfür und auch für die weitere gute Zusammenarbeit bedankt sich das Spital Muri ausdrücklich.